August Strindberg (1849-1912) Künstler und Kapazität Alle Historie Berlin www.berlin-alexanderplatz.de

August Strindberg (1849-1912)

Schiffbauerdamm

10117 Berlin

Unbenanntes Dokument

In Stockholm geboren, in Stockholm gestorben. Dennoch zählt der schwedische Dramatiker zu den Säulen des literarischen Berlin in den goldenen Jahren der modernen Literatur in Deutschland. Was andere als Widerspruch ohne die Aussicht auf Versöhnung ansehen mochten, vereinte der Bohèmien und Nonkonformist scheinbar mühelos. Er nahm in seinen Werken (u.a. "Fräulein Julie", "Sohn einer Magd", "Wetterleuchten", "Gespenstersonate") partiell Naturalismus, Symbolismus, Expressionismus und Surrealismus vorweg. Und er hatte in seinem egomanischen Bekenntniswahn eine direkte Verbindung zum absurden Theater. Nach dem, was manche "Höllenqual" zu nennen pflegten und dabei "nur" die anderthalb Jahrzehnte währende Ehe mit der Schauspielerin Siri von Essen bezeichneten, kam der Dichter 1892 nach Berlin.

Auf der Insel Helgoland hatte er zuvor die Wiener Journalistin Frida Uhl geehelicht. Und auch hier stand die Frage im Raum, was "verrückter" war: der Heiratsort oder die Braut? Frida galt zumindest als exaltiert. Und das ließ alles offen an Gradation ihres verquasten Seelenzustandes. Beide wohnten in der Pension Fulda am Schiffbauerdamm. Er beschrieb den Ort: "Zwar hoch oben, aber mit einen schönen Aussicht auf den Schiffbauerdamm und die Spree". Das Eheleben selbst muss nach anderen Kriterien bemessen gewesen sein als nach landläufig bürgerlichen. Der Meister verkehrte bis in die Morgenstunden hinein in Weinstuben und Likörbuden, fiel durch wirre Reden auf und lockte seine Jünger, unter anderen Frank Wedekind (1864 bis 1918) und Carl Ludwig Schleich, in obskure Etablissements, wie das "Schwarze Ferkel". Er, "Zentralstern" genannt, sang dort weltentrückt seine einzige von ihm verfasste Ballade. Sechsmal zog er in einem Jahr um. Zumeist ohne Frida, die sich auf ihre Art zu trösten wusste und auch nicht als Abstinenzlerin galt. Die Ehe hielt dennoch vier Jahre.

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